Dienstag, 29. August 2017
der Steinmetz

Labradorit - dunkle Variation
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Vor vielen Jahren musste ich nach einem Todesfall in der Familie einen Grabstein setzen lassen. Einige Familienmitglieder hatten das von mir schon eingefordert.

Ich suchte den Steinmetz unserer Gemeinde auf, um mit ihm die Möglichkeiten zu besprechen und ihm einen Auftrag zu erteilen. Ich wählte einen dunklen Labradorit als Grabstein und einen dunklen Granit (Diorit) als Grabeinfassung. Der Steinmetz war mit meiner Wahl nicht einverstanden, der dunkle Grabstein und die dunkelgraue Grabeinfassung würden zu wenig Kontrast bieten. Er hat aber doch meinen Wunsch erfüllt, und es ist gut gelungen.

Der Mann war in meinem Alter, er war Kettenraucher. Wir sprachen über dies und das; er sagte, seine Frau sei schon wegen Krebs chirurgisch behandelt, aber glücklicherweise sei sie jetzt geheilt.

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Etwa 2 Jahre später saß ich zusammen mit meiner Freundin im Flugzeug von Luxor nach Hurghada über Ägypten. Der Steinmetz saß mit seiner Frau in der Sitzreihe hinter mir. Er erkannte mich vorerst nicht; ich sprach ihn an, aber er freute sich nicht, meine Aufdringlichkeit hat ihn gestört.

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Mittlerweile sind 20 Jahre vergangen. Der Steinmetz ist in unserem Friedhof begraben, sein Sohn - auch ein Steinmetz - hat ihm einen Grabstein aus Granit gesetzt, wie man keinen zweiten auf dem ganzen Friedhof findet.

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der Befehl des Psychologen
(diese Geschichte ist erfunden – sie enthält keinen Bezug zur Realität)

Ein Patient erscheint zur Sitzung beim Psychologen – er leidet an Depression.

Der Psychologe: „Sie werden Ihre Aktivitäten ausweiten, so wie Sie das früher getan haben. Sie werden jeden Tag eine Runde spazieren gehen; Sie werden unter die Leute gehen und sich gut mit ihnen unterhalten; Sie werden Ihre Zimmerpflanzen pflegen, die Wohnung putzen und die Zimmer aufräumen!“

Der Patient: „Meister – was Sie da sagen, interessiert mich überhaupt nicht mehr! Ich habe mit dem Leben abgeschlossen und warte nur mehr darauf, zu sterben!“

Der Patient in seiner misslichen Lage wird die Befehle des Psychologen nicht befolgen, aber es könnte sein, dass sich sein Zustand eines Tages bessert. Dann erinnert er sich an die Anweisungen des Psychologen und befolgt den einen oder anderen Rat. Nun sieht er, dass das Leben im Augenblick nicht so übel ist; jedenfalls ist es wieder lebenswert.

Klar läuft das nicht so – das ist verkürzt und vereinfacht dargestellt. Warum es dem Patienten wieder besser geht, ist hier nicht beantwortet.

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die Psycho-Beraterin
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In einem Linzer Wohnblock eröffnete eine Frau eine Praxis als Psycho-Beraterin, in diesem Komplex hatte ein Allgemein-Mediziner (Hausarzt) seine Ordination.

Der Arzt hatte Patienten mit psychischen Leiden und Seelenpein, die aber noch nicht in Therapie bei einem Psychiater waren. Er schickte diese Leute zu der neuen „Psychologin“. Die Patienten waren von dieser Frau sehr angetan und empfanden eine Erleichterung bei ihren Problemen.

Nach einem Monat fanden die zuständigen Stellen, dass diese Frau überhaupt keine wissenschaftliche Ausbildung genossen hatte; vielmehr war sie langjährige Patientin der Psychiatrischen Klinik in der Nähe, und sie hatte viele Monate dort in stationärer Behandlung verbracht.

Die Frau kannte den „Psychologen-Sprech“ genau – jeden Satz, jede Floskel. Sie konnte zuhören und den Patienten gute Ratschläge geben – obwohl sie selber psychisch gestört war.

Vielleicht ist es das – was wir brauchen? Jemand zum Sprechen – der noch zuhört.

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